Alles mögliche gemacht - nur nicht das, worauf es ankam...
Liebe Freunde des Friedens und der Freiheit,
das Notdienst Dasein von Ärzten ist mitunter wirklich turbulent - und bewegt sich zwischen der Versorgung lebensgefährlicher Beeinträchtigungen der Gesundheit bis hin zu Bagatellerkrankungen bzw. augenscheinlichen Bagatellverletzungen, hinter denen mitunter doch verborgen komplikationsbehaftete Veränderungen sich verbergen können.
Gestern abend - wie immer an einem Mittwoch wenn alle Praxen zu haben - viel mir ein rund 1 Kilo schwerer Gegenstand auf meinen großen Zeh - und zwar direkt auf den Nagel. Ouuui uououuuui das tat weh kann ich Euch sagen.
Direkt nach dem Unfallereignis komprimierte ich den Nagel für ca. 3 Minuten damit sich kein großes subunguales Hämatom - sprich ein großer Bluterguss unter dem Nagel bildet, der für gewöhnlich bei großflächigen Ausmaß oftmals in der Folge zur Ablösung des Nagels führt.
Abhild stellt in solch einem Fall eine möglichst steril durchgeführte Punktion des Nagels am distalen Ende desselben dar um das Hämatom unter dem Nagel zu entleeren und den Kontakt zur Nagelmatrix wieder herzustellen. Steril ist deshalb wichtig um eine Infektion des Nagelbetts am traumatisierten Nagel tunlichst zu vermeiden.
Also dachte ich mir, dass die Uniklinik Düsseldorf dafür eine gute Anlaufstelle sei, zumal ich noch Abhilfe in einer anderen Angelegenheit suchte.
Soweit so gut. Gegen 22 Uhr schlug ich also in der Notaufnahme der UKD auf und meldete mich in der Aufnahme bzw. der Anmeldung. Natürlich hängte in der deutschen Vorzeigedemokratie mit Lauterbachs digitalen Wundermaschinen und der TI Telematikstruktur das System sich auf, so dass die hübsche MFA an der Anmeldung alles per Hand ausfüllen musste. Alles kein Problem - kennt man ja selber aus eigenen Notdiensten.
Die Hübsche machte ihre Sache hervorragend und sorgte für eine schnelle Weiterleitung meines Falls. 20 Minuten später wurde ich aufgerufen und freute mich schon über die schnelle Erledigung meines Anliegens. Warum dafür bei ansonsten beschwerdefreiem Allgemeinzustand jedoch ein EKG, ein Notfalllabor und sämtliche Vitalparameter bei sonst fittem Allegemeinstatus abgenommen werden mussten weiß wohl nur der Chef des Ladens... Vermutlich will man einfach auf Nummer Sicher gehen und vergisst dabei schnell das eigentliche Anliegen des Kommens.
So war es denn auch - die MFA erledigte ihre Aufgaben pflichbewusst - zwar mit gebrochenem deutscht - aber dafür gewissenhaft. Beim Blutabnehmen bemerkte man aber, dass Routine bei dieser Arbeit noch nicht wirklich existierte - gehören meine Venen doch zu dem Kaliber Extraklasse... Sei´s drum - ich bin zumindest nicht verblutet und akzeptierte das Procedere nach Schema F geduldig - frei nach dem Motto lieber zu viel als gar nichts.
In dem Augenblick dachte ich mir noch - dass ich mir den jährlichen Check Up beim Hausarzt dann wohl demnächst schenken kann, wenn hier bereits alles gemacht wird. Ja man schrieb sogar ein EKG und zum ersten mal seit mehr als 20 Jahren durfte ich mal wieder mein Herzensströme in Augenschein nehmen - keine ST-Hebung, keine Anzeichen für eine koronare Herzerkrankung - wobei ein Belastungs-EKG nicht erfolgte und im Notdienst auch nichts verloren hat...
Weitere Verdachtsmomente ergaben sich nicht. Ein kurzer Hinweis auf meinen Zeh zur Linken, der im Schuh sein Dasein fristete, blieb unerhöhrt und ich sollte jetzt wieder draußen Platz nehmen. Inzwischen war es viertel vor Elf...
Und dann? Und dann passierte lange Zeit gar nichts mehr. Für sehr lange Zeit. Aus Langerweil zählte ich die Patienten in der Notaufnahme. Insgesamt 14 an der Zahl. Davon drei Deutsche und 11 mit Migrationshintergrund und Sprachlevel A2 oder maximal B1. Auch kein Problem - in einer bunten Gesellschaft gehört es zum guten Ton dass die Notdienstambulanzen Patienten mit Migrationshintergrund inzwischen rund 70% der Patienten zu stellen scheinen, finanziert natürlich in vielen Fällen von der Solidargemeinschaft der Beitragszahler mit deutschem Migrationshintergrund aus den Ostgebieten Europas.
Inzwischen war es nach Mitternacht. Eine kurze Nachfrage erschien mir angebracht, da ich heute ja noch einiges zu erledigen haben und heute Vormittag in Iserlohn noch zum Amtsgericht muss und daher die Nacht eh extrem kurz wird und anschliessend nach dem Termin in Iserlohn es direkt weiter nach Aachen in den Notdienst geht ehe ich dann in der Nacht zu Freitag komplett ausgebrannt nach Düsseldorf zurückkehren werde. So sieht das Leben eines Leistungsträgers aus - Bürokratie, welche die Abende, die wenigen Augenblicke der Freizeit für sich in Beschlag nimmt nicht eingerechnet.
Nun - hilt alles nichts - irgendwann gegen 1 Uhr kam dann doch der erste Arzt Patientenkontakt zu stande. Nicht gerade freundlich - aber für mich kein Problem, da Notdienste Stress sind und draußen das Bluterbrechen bei einer alten Dame kein Ende nehmen wollte. Als ich dann nach Abschluss der Primäruntersuchung, die ja meines Erachtens eh nicht erforderlich war und nur Kosten für die Solidargemeinschaft erzeugte und an der eigentlichen Fragestellung vorbei zielte, wies ich auf meinen Zeh hin und zog diesmal vorsorglich auch den Schuh aus, um dem ärztlichen Kollegen einen Blick auf mein lädierten Zähnagel mit dem inzwischen deutlich vergrößerten Bluterguss unter dem Corpus delicti zu verweisen. Ein kurzer Blick auf den geschundenen Zeh entlockte Dr K - oder auch nur K ohne Dr - nur die schnippische Bemerkung mit dem Wortlaut:
Es folgte der Spruch in lapidarer Arroganz - das sowas nicht in den Notdienst gehört. Tja, dachte ich mir, der Kollege hat scheinbar Röntgenaugen und sieht ganz klar, dass die Endphalanx meiner Großzehe vermutlich nicht einmal ansatzweise gebrochen ist und verweigerte die Leitliniengerechte Untersuchung der Großzehe. Etwas überrascht über die zur Schau getragene Überheblichkeit fragte ich nun, den Vogel nach seinem Namen, da er es eh nicht für nötig befunden hatte sich vorzustellen.
Und siehe da - der junge Mann outete sich als Kemper oder Klempner oder Kramer oder was auch immer. Spätestens da war ihm klar, dass ich mich nicht durch Kittel und ähnliches täuschen lasse. Das ich selber aus dem ärztlichen Metier stamme verriet ich im nicht und insistierte auch nicht, da nach 3 Stunden nicht einmal eine kurze Röntgenaufnahme der Endphalanx der Zehe durchgeführt worden war - wie gesagt alles andere ja - nur dies eben nicht...
Freundlich aber bestimmt - diesmal auf Augenhöhe frage ich nach den Laborwerten und bat um einen Ausdruck derselben und beließ es dabei, weil die alte Dame vor dem Untersuchungszimmer mir in diesem Augenblick doch wichtiger erschien. So wird der Zehnagel vermutlich erst am Freitag versorgt werden, so denn er nicht vorher schon Hämatom bedingt abfällt...
Das der junge ärztliche Nachtwuchs da in der UKD seinen Pflichten dennoch nicht lege artis nachgekommen ist, darf am Ende der Leitung der UKD und last but not least aber vor allem unseren Vorzeigedemokraten in Berlin rund um Lauterbach und Co zum Vorwurf gemacht werden. Denn juristisch ist die personelle Unterbesetzung in den Notaufnahmen den Betreibern des Krankenhauses als Organisationsverschulden anzulasten, dass in einem normalen und funktionierenden Rechtsstaat so eigentlich gar nicht existieren dürfte.
Auffällig in den Zusammenhang war auch, dass an der Anmeldung die beiden MFA´s keinen guten Job machten, da diese ihre Machtposition gegenüber dem Patienten gnadenlos ausspielen und dies auch tun, wenn medizinisch dringender Handlungsbedarf besteht.
Scheinbar haben alle Beteiligten dort in der Notaufnahme eine wie auch immer geartete Berufshaftpflichversicherung, die selbst Unterlassungsdelikte - Zitat nach fast 3 Stunden Wartezeit: "Den Zeh schau ich mir nicht an"- abzudecken scheint.
In den USA undenkbar angesichts von Schadensersatzforderunge in Millionenhöhe. Aber hier in Deutschland schreit kein Hahn dannach...
Nun - jetzt bin ich ja endlich im Bett und immerhin 4 Stunden kann ich schlafen - eh der Räuberstaat mir demnächst auch das letzte Hemd - vor allem aber meine kostbare Lebenszeit stiehlt und dazu nutzt auf meine Kosten sich ein schönes Leben zu machen - zusammen mit den Bürgergeld Apparatschkis...
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