Heinz Schön starb am 7. April 2013 mehr als 60 Jahre nachdem Untergang der Wilhelm Gusthoff in der Ostsee in Bad Salzuflen. Sein Tod wurde in den deutschen Medien und somit in der Öffentlichkeit faktisch bis heute nicht wirklich zur Kenntnis genommen. Ebenso wenig gibt es am 30. Januar eines jeden Jahres Gedenkfeiern oder Berichte an die grausamen Vorkommnissen vom 30. Januar 1945.
Ein Mahnmal zum Untergang der Wilhelm Gustloff oder einen Platz an dem der Opfer der opferreichsten Schiffskatastrophe in der Geschichte der Menschheit gedacht wird sucht man in Deutschland vergebens. Zumindest ist mir keines bekannt, welches an die Erinnerung an dieses grausame Kriegsverbrechen aufrecht erhält, welches aus Sicht von vielen Juristen weitläufig niemals eines war, moralisch und ethisch post hum jedoch als ein solches gewertet werden muss und für das einzig und allein am Ende die Befehlshaber und Herrscher der beteiligten Nationen verantwortlich waren – vor allem jene die den Befehl zur Versenkung von Flüchtlingsschiffen in der damaligen Zeit gegeben haben.
Die Unmenschlichkeit des Krieges, sie findet sich wieder in der Nacht vom 30. Januar 1940 als um 21:16 Uhr die Wilhelm Gustloff mit 10582 Menschen, mit Frauen und Kindern und Flüchtlingen an Bord von dem russischen U-Boot S-13 mit seinem Kommandaten Alexander Iwanowitsch Marinesko torpediert wurde und mehr als 9000 Menschen in den Tod riss, nach das Lazarettschiff aus Ostpreußen und dem heutigen Polen an Bord von Gotfhafen kommend aus eine weitere Fahrt zur Rettung der flüchten Menschen, sowie der Frauen und Kinder, unternahm, die vor den Chergen der roten Armee geflohen waren.
Es herrschten an diesem kalten Wintertag -20 Grad auf der Ostsee, als sich die Gustloff mit ihrer Fracht an verletzten Soldaten, und tausenden Flüchtlingen auf den Weg in Richtung Westdeutschland – genauer gesagt in Richtung Kiel als Zielhafen - machte. Diese letzte Fahrt der Gustloff sollte wie Heinz Schön später schrieb zur Nacht des Todes werden und die Erinnerungen an diese Nacht ihn fortan den Rest seines Lebens begleiten - bis zu seinem Tode vor fast 9 Jahren.
Heinz Schön war an jenem Tage, als im Rahmen der Operation Hannibal zur Rettung der Deutschen vor der roten Armee, die nach Berlin vorrückte, gerade mal 18 Jahre alt als er Mitte Februar 1944 nach eigenen Angaben als Zahlmeister Assistent zur Kriegsmarine auf das in Öxthof liegende Lazarettschiff Wilhelm Gustloff dienstverpflichtet wurde.
Die Erinnerungen an diese Nacht des Todes schrieb Heinz Schön nieder und berichtet – Zitat:
Um 21:10 ist die Übertragung Hitlers Rede zum „Tag der Machtergreifung“ zu Ende, die Nationalhymne erklingt – da trifft ein gewaltiger Schlag das Schiff. Ein mächtiger Luftdruck schleudert mich an die Wand meiner Kabine, Ein zweiter Stoß, noch gewaltiger als der erste und dann ein dritter. Das Licht verlöscht und es richt nach Detonationsgasen. Drei Torpedos haben die Gustloff getroffen, ein ganzer Torpedofächer (Anmerkung von mir: der vierte Torpedo zündet nicht!)Sekunden bin ich wie gelähmt, dann taste ich nach meiner Taschenlampe. Um mich ein Bild der Verwüstung. Anstatt der Schiffsmaschinen höre Ohrenbetäubende Hilfeschreie. Ich zwänge mich durch die Kabinentür auf den Gang. Die Notbeleuchtung erhellt gespenstische Szenen. Menschen in Todesangst drängen die Treppen hinauf zu den Booten auf dem Oberdeck. (Anmerkung von mir: Die Gustloff war regulär nur für 1915 Passagiere konzipiert wurden und entsprechend gering war die Zahl der Rettungsboote).
Stärkere schlagen schwächere brutal nieder, trampeln über noch Lebende und schon Tote hinweg nach oben. Jedes mal, wenn ich unter meinen Füßen einen sich noch windenden Leib Leib spüre, würgte es mich in der Kehle.
Heinz Schön beschreibt in seinen Erinnerungen an das Unglück detailliert wie das Chaos und der nackte Kampf um das Überleben auf dem untergehenden Ozeandampfer nach den Torpedoeinschlägen begann, wie Menschen mit SS-Binden erst ihre Kinder und Frauen und dann sich selbst mit einer Pistole zu richten versuchten um den Tod durch Ertrinken zu entkommen, wie Frauen und Kinder ins Meer stürzten und ertranken, wie plötzlich die Gusthoff unter dem Schrei von hunderten Menschen Schlagseite bekam, ein Flakgeschütz sich löste und in eines der voll besetzten Rettungsboote stürzte und die Menschen erschlug bzw. in die Tiefe der Ostsee riss, die an dieser Stelle 60 Meter tief war.
Heinz Schön war selber als Rudergänger für Rettungsboot 3 eingeteilt. Als er über das vereiste Deck dort angekommen war, musste er erleben, dass dies nur für Frauen und Kinder zugänglich war. Eine große Gestalt mit Kopftuch versuchte dabei ebenfalls auf das Boot zu gelangen. Als der Offizier der Person das Kopftuch herunter kam ein alter Mann zum Vorschein. Der Offizier zückte seine Pistole und es knallte einmal, so Heinz Schön und anschliessend warfen zwei Matrosen den Mann über die Reling in die Ostsee. Kurz danach wird mit dem Typhon von der Brücke aus das Signal dreimal Lang gegeben:
Das Schiff hatte in der Zwischenzeit so stark Schlagseite bekommen, dass Heinz Schön auf dem vereisten Oberdeck nur noch kriechend sich fortbewegen konnte. Er klammerte sich dabei an Aufbauten fest, während andere an der Reling hängend entkräftet ins Wassser stürzten und ertranken, Frauen Kinder und ihre Männer.
Er hörte Pistolenschüsse durch die Nacht hallen und wie die Wellen weiter unten die Hilfeschreie der Menschen in der eiskalten Ostsee erstickten. Als er auf dem Sonnendeck mehrere Stapel Flöße entdeckte klettert er in eins hinein und wird Sekunden später mit diesem von einem Wellenbrecher von Bord gespült und landet dabei in den Wasserfluten ausserhalb des Floßes. Den Tod durch Ertrinken vor Augen greift er sich ein Zweimann Floß kommt aber nicht hinein, weil jemand anderes die selbe Idee hat. In der eiskalten See treiben mit ihm zwischen den Booten und Flößen ein Meer an Köpfen. Als er die Hoffnung auf Rettung bereits aufgegeben hat, geschieht jedoch ein Wunder – ein Achtmann Floß kommt vorbei und ein Oberfähnrich packt ihn auf dem Floß kniend und zieht ihn mit einem weiteren Mariner aus dem Wasser auf das Floß. Dies war der Moment seiner Rettung, während ringsum ihn die Hilfeschreie verstummten und die Gustloff unter einem lauten Stöhnen mit brechenden Schotten anfängt in der Tiefe zu verschwinden. Zitat:
Das Brüllen der Menschen auf dem Oberdeck schwillt zu einem Orkan an. Dann etwas Unfassbares. Wie von Geisterhand bedient, springt auf dem gesamten Oberdeck das Licht an – die Gusthoff sinkt mit Festbeleuchtung. Über das 23 Meter breite Sonnendeck fallen die Menschen – in wilden Knäueln von der Lichtflut geblendet infernalisch schreiend – über Bord und klatschen auf das Wasser. Polternd sausen einige Flöße, durch die Schiffsdrehung losgerissen, über Deck und stürzen krachend in die Menschentrauben hinein. Die Sirenen gehen an. Von allein. Ihr langgezogener Heulton erfüllt die Luft, wird leiser und heiserer. Dann erstickt das Heulen, verlöscht das Licht. Das Schiff versinkt vollends in den Fluten.
Laut den Berichten der Russischen Kriegsmarine sank die Gustloff um kurz nach 23 Uhr in jener Nacht. Nur 1252 Menschen sollten das opferreichste Schiffsunglück in der Geschichte der Menschheit überleben. Bis heute schweigen die Massenmedien sich zu dieser menschlichen Tragödie welche als Folge der Barberei des Krieges sich ereignet hat.
In Erinnerung an die zahllosen Opfer der Kriege gegen die Menschlichkeit.
Peace & Love