Mittwoch, 29. Mai 2013

Eine Welt ohne Papiergold, Derivate und Futures...

Das die Finanzmärkte sehr wohl auch ohne Derivate und Futures und allerlei Papierversprechen funktionieren, zeigt die Marktentwicklung in der Zeit von 1936 bis 1982.

Es gibt sogar funktionierende Märkte ohne Computer und digitale Schnittstellen. Denn effiziente Märkte gab es auch schon vor der digitalen Revolution und der Einführung des Hochfrequenztradings und der elektronischen Datenverarbeitung.

Präsenzbörse von Chicago im Jahre 1980

Zweifelsohne können sich das die jüngeren Semester kaum vorstellen. Denn wer von der Jugend, die in den 90´er Jahren geboren wurde, kann sich heute überhaupt vorstellen seine Kauf- oder Verkaufsorder per Telefon an einen Makler aufzugeben, der diese dann im Präsenzhandel auf dem Börsenparkett einer Präsenzbörse platziert und ggf. ausführt, so wie es jahrzehntelang der Fall war.

Wer immer auch glaubt, dass das Ende von Papiergoldversprechen - oder auch anderweitige Papierversprechen - zum Ende einer funktionierenden Preisfindung führt, der hat nicht kapiert, dass der Markt immer einen Weg gefunden hat einen funktionierenden Handel zu entwickeln und zu etablieren. Allerdings wird das Ende der Papierversprechen dazu führen, dass die eingegangen Transaktionen ausgeführt werden und beglichen werden müssen.

Sobald sich die Derivateblase aus Futures, Optionen und anderen Zockerpapieren auflöst - wird der reale Markt, der Spotmarkt über entsprechende Präsenzbörsen - ggf. einen Parketthandel - die Transaktionenen, wie schon im letzten Jahrhundert, erfolgreich durchführen und auch bewerkstelligen können. Zwar wäre dies das Ende des Hochfrequenzhandels, aber Hand aufs Herz: Was hat Hochfrequenzhandel mit Futures, Optionen und anderen toxischem Papieren noch mit der Realwirtschaft zu tun? Im Grunde nichts.

Effiziente Märkte wird es auch ohne Papiermärkte oder virtuelle Gebilde der Futureblasen geben. Im Zweifel wickelt der Privatanleger Transaktionen über Ebay ab. Denn Börsen sind nichts anderes als Marktplätze, wo Waren gehandelt werden. Ebay ist ein solcher Marktplatz, wo eine überregionale Preisfindung suffizient stattfindet - bei weitem nicht der einzige auf der Welt.

Wenn allerdings die Papiersilberforderungen oder Goldforderungen der Anleger gegenüber den Leerverkäufern fällig gestellt werden, dann dürfte der Betrug an den Besitzern von Papierversprechen offenkundig werden. Es wäre nicht das erste mal, dass Institute wie JP Morgan sich durch ungedeckte Leerverkäufe auf Termin verhoben haben ohne am Ende die physische Ware liefern zu können.

So kam Minero Peru Commercial (Minpeco) 1979 beim Silberpreisanstieg Schwierigkeiten, nachdem man dort viermal soviel Silber verkauft hatte, dass man jedoch nicht besass und in der Folge nicht liefern konnte.


Ein ähnliches Schicksal droht nun JP Morgan in Zukunft. Gleichwohl ist in Erwägung zu ziehen, inwieweit der iShares Silver Trust, der weltgrösste Silber ETF, den Bankern bei JP Morgan als Sicherheit für deren Leerverkaufspositionen am Markt dient. Denn immerhin ist JP Morgan die Depositbank für die physischen Silberbestände des iShares Silver Trust.

Somit stellt sich die Frage, ob tatsächlich die Inhaber von Papiergold und Papiersilber in ETF Produkten auch die Eigentümer von physischem Gold oder Silber sind - vor allem wenn es hart auf hart kommt. Im Zweifel entscheidet der Besitzer der physischen Bestände, ob die anderen etwas davon abkriegen oder nicht.

Das die Banken offenbar das ihnen anvertraute Gold und Silber nicht rausrücken wollen und stattdessen die Anleger mit Giralgeld abspeisen wollen, zeigen die jüngsten Vorgänge um die ABN Amro Bank oder auch in der Schweiz, wo die Inhaber von Papiergold keine physische Ware mehr von ihrer Bank ausgeliefert bekommen, obwohl sie alle Kosten für deren Aufbewahrung zu tragen hatten.

Wer glaubt, dass ohne Papiergold und Papiersilber keine effizient arbeitenden Märkte mehr für die Rohstoffe geben wird, der dürfte am Ende eines besseren belehrt werden. Denn es gab sie auch schon vor dem digitalem Zeitalter.

Viele Grüsse,

Ihr.

Cord Uebermuth.


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