Im derzeitigen Bärenmarktumfeld beim Öl, auf dessen Gefahren
an dieser Stelle bereits in den letzten Jahren hingewiesen wurde - zuletzt Anfang November als das Barrel
Brent Öl noch bei ca. 86 Dollar stand, sollten Anleger, unabhängig von der
kurzfristigen Nachrichtenlage auch Szenarien durchspielen, welche in den
Massenmedien derzeit nicht diskutiert werden oder erörtert werden.
Brent Öl Dreieckskonsolidierung vor einem 500 USD Szenario?
Chart erstellt mit www.tradesigalonline.de |
Die eingangs gestellte Frage ist sicherlich
provokant und für den Mainstream derzeit angesichts des bärischen Sentiments
beim Öl – kaum vorstellbar – und doch weisen interne logarhythmische Fibonacciprojektionen
im Kursverlauf von Öl der vergangenen Jahre darauf hin, dass es mit Blick auf
die bestehenden Auflagepunkte einer solchen internen 500 USD Projektion je Barrel eine Gruppe von
Marktteilnehmern zu geben scheint, die genau dieses Szenario in ihrer
Positionierung beim Öl zu spielen scheinen.
Zwar sind diese Auflagepunkte beispielsweise bei 99.59 USD je Barrel derzeit
nur indikativ zu werten, sprich als Indiz für ein 500 USD Szenario je Barrel
anzusehen – gleichwohl sollte ein solches langfristiges Szenario beim Öl nicht
ausgeschlossen werden, wie es bereits vor einigen Wochen an dieser Stelle erörtert wurde.
Denn wer nach dem Ölpreisverfall von zwischen zeitlich
mehr als 70 USD seit dem Zwischenhoch im Juni letzten Jahres, meinen viele sich auf
der Shortseite engagieren zu müssen. Doch dabei dürfen derartige Anlagen , die für einen möglichen Profit von
wenigen Dollar je Barrel Öl möglicherweise ein
nicht unerhebliches Risiko auf der
längeren Zeitachse ein.
Es gibt durchaus fundamentale Gründe, die einen solchen
Ölpreisanstieg in den kommenden Jahren einleiten können. Aus der Ölschwemme kann
dabei sehr schnell in dem sensiblen System des Ölmarktes eine veritable
Ölverknappung werden, welche zu starken Preissteigerungen führen kann. Einige
Gründe habe ich bereits in den folgenden Beitrag erläutert:
[url]http://indextrader24.blogspot.de/2015/03/die-usa-in-der-frackingfalle-steigt-der.html [/url]
Ein Anstieg des Ölpreises in den kommenden Wochen auf 68 USD
würde bereits einen weiteren Hinweis liefern für einen solchen langfristigen
Ölpreisanstieg. Ein Überschreiten der 63 USD Marke dürfte dabei freilich
relativ dynamisch durch Shorteindeckungen beim Öl den Ölpreis im weiteren
Verlauf bis zum 61.8 Fibonacci RT der gesamt Abverkaufsbewegung der vergangenen
9 Monate führen, welches bei ca. 93.70 USD definiert werden kann.
Sollte der Ölpreis per Quartals- oder Jahresschlusskurs über
den Widerstandsbereich bei 93.70 USD bis 101,20 USD je Barrel der Sorte Brent
steigen, dann würde ein langfristiges Anstiegsszenario mit neuen Allzeithochs
zunehmend wahrscheinlicher.
Aus der gegenwärtig in den Massenmedien
titulierten Ölkrise könnte dann eine echte veritable Ölkrise wie in den 70´er
Jahren entstehen, als Tankstellen kein Benzin mehr hatten und an den
Wochenenden die Autobahnen leer blieben.
Freilich - die jüngeren Marktteilnehmer
können sich sowas sicherlich nicht vorstellen, da sie, wenn sie erst später
geboren worden sind, sowas noch nicht miterlebt haben. Auch der
Ukraine/Russlandkonflikt kann in diesem Zusammenhang durchaus dahingehend als
ein Verteilungskampf um die zukünftigen Öl- und Energiereserven in einem
globalen Verteilungskampf aller vom Olimport abhängigen Länder gesehen werden, deren wirtschaftliche
Zyklen und deren ökonomisches Wohlergehen von der Verfügbarkeit des schwarzen
Goldes unmittelbar und mittelbar abhängig ist.
Öl ist möglicherweise vor diesem Hintergrund langfristig
extrem unterbewertet. Dies gilt auch mit Blick auf die steigende
Weltbevölkerung.
Für eine Handvoll
Dollars je Barrel auf der Shortseite würde ich persönlich inzwischen kein
potentielles 450 USD Risiko uf der langfristigen Zeitachse beim Öl eingehen wollen - im
Gegenteil. Spielt man ein solches
Anstiegsszenario für den Ölpreis durch, dann macht es durchaus Sinn in der gegenwärtigen Marktphase
und dem herrschenden bärischen Sentiment am Markt sich gegen entsprechende
Anstiegsrisiken bei den Energiekosten in der Zukunft auf einige Jahre
abzusichern.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen Beitrag eines
Lesers hinweisen, der mich im Juli 2013 erreichte. Ich teilte dem Leser damals mit,
dass ich nicht seiner Auffassung war, dass Öl zu dem Zeitpunkt ein
günstiger Einstiegspunkt für einen strategischen Positionsaufbau auf der Longseite zur Absicherung eines wahrhaften Energiekrisenszenarios in der Zukunft, war. Gleichwohl halte ich persönlich inzwischen nach
dem Kurssturz beim Öl mit Blick auf die Angebotslage beim Öl den Zeitpunkt für
recht günstig sich langfristig gegen die sicherlich bestehenenden strategischen Risiken eines massiven Anstieges der Olpreise und Energiekosten für die Zukunft abzusichern.
Unterstellt man nun tatsächlich
ein langfristiges Szenario mit zunehmender Verknappung der globalen
Energieresourcen, so muss über die Möglichkeit entsprechender Entwicklungen im
Ölsektor inzwischen nachgedacht und die entsprechende Konsequenz gezogen
werden.
Wie der anonyme Leserbeitrag richtigerweise ab Seite 6 bereits
ausführt, ist der Peak in der Förderung des Grundöls inzwischen vermutlich bereits
seit 2008 überschritten. Die mediale Darstellung einer vermeintlichen
Ölschwemme ist mit Blick auf die Entwicklung im Grundöl daher kritisch zu
beleuchten. So mehren sich die Hinweise, dass die Fördermengen der großen Ölkonzerne in dem Bereich kontinuierlich seit Jahren sinken, sprich die Quellen versiegen.
Auch der Iran wird die Problematik beim Grundöl mit hoher
Wahrscheinlichkeit langfristig nicht beseitigen können. Daher könnte es bereits
in wenigen Jahren zu einer dramatischen Angebotsverknappung beim globalen Ölangebot kommen.
Zwar besteht die Möglichkeit mittels sekundärer Rückgewinnungskonzepte wie
Waste to Energy die Folgen steigender Ölpreise im langfristigen Kontext
abzumildern, aber die Problematik der Endlichkeit der gesamten globalen Ölreserven wird dadurch langfristig
nicht nivelliert. Man verschafft sich dadurch nur ein wenig Zeit, löst aber nicht das Problem einer langfristig zuverlässigen und nachhaltigen Energieversorgung.
Spielt man daher ein Szenario
durch, dass eine langfristig zunehmende Schere zwischen Angebot und Nachfrage
aufweist, bei der das Angebot langfristig kontinuierlich sinkt und die
Nachfrage während dessen immer stärker steigt, dann kann aus solch einer zunächst langsamen,
später aber sich beschleunigenden Angebotsverknappung beim Öl durchaus ein
Szenario sich entwickeln, welches geeignet ist eine globale Energiekrise
auszulösen, weil die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nicht mehr
geschlossen werden kann – es sei denn man greift auf alternative Energieträger
zurück um die Folgen einer solchen Angebotsverknappung und Energiekrise
abzufedern.
Eine solche Umstrukturierung stellt allerdings die Syteme vor
massive Herausforderungen, die es bereits in den kommenden 10-20 Jahren zu
lösen gilt, andernfalls werden die Folgen einer weltweiten Angebotsverknappung beim Öl
deletär für die gesamten Ökonomien sein.
Was heute als Segen für die Wirtschaft
angesehen wird – sprich die Verschwendung von Öl – könnte dabei langfristig zu
einem folgenschweren Bummerang für alle vom Ölimport abhängigen Ökonomien
werden und zu einem wesentlich schnelleren Versiegen des Grundöls und anderer
Ölgewinnungsreserven führen. Daher könnte die Freude über das derzeit billige
Öl durchaus langfristig zu einer strukturellen Energiekrise auf globaler Ebene
führen, welche von Preisexplosionen beim Öl begleitet wird.
Da aus Sicht der Charttechnik der
Abverkauf beim Öl seit 2014 als Welle C einer Grandwave II gelabelt werden
kann, würde ein Anstiegsszenario auf 500 USD je Barrel und mehr langfristig
einen Grandwave III Impuls darstellen. Zumindest ist dieses Szenario als
Differentialdiagnose zur derzeit propagierten bearischen Auslegung der
Wellenmuster in der öffentliche Berichterstattung zur Risikoadjustierung
eventueller Shortpositionen oder geplanter Eröffnung von solchen – in Erwägung
zu ziehen, mit der Folge, dass es sich anbietet Öl erst dann zu verkaufen, wenn
tatsächlich in den höheren Zeitebenen verwertbare Muster und eine akzeptable Signallager in allen Zeitfenstern vorliegt, was inzwischen nicht mehr der Fall ist.
Da aus
Sicht des Quartalschart ein Ende der Abverkaufsbewegung aus 2014 als zunehmend
wahrscheinlich angesehen werden kann und zudem mit einer 61.8% Log Fibonacci
Korrektur der langfristigen Fibonacci Retracements wie bereits vor 3 Monaten antizipiert, korreliert, ist ein weiterer
Rückgang der Ölpreise inzwischen nicht mehr zwingend notwendig und somit allenfalls nur noch
als Möglichkeit, nicht aber als ein langfristiges Basisszenario mit Blick auf mehrere Dekaden anzusehen. Ein solches Bärenmarktsezneario hat meines Erachtens inzwischen eine geringerer Wahrscheinlichkeit als ein Anstiegsszenario, welches eine höhere
Wahrscheinlichkeit hätte als ein Anstiegsszenario beim Öl auf 90 bis 100 USD
auf mittlere Sicht von 1-2 Jahren. Denn solange der Ölpreis über dem Jahrestief
notiert ist ein Anstieg der Ölpreise auf lange Sicht ebenso als Alternative zu
einem Bärenmarkt inzwischen in Erwägung zu ziehen.
Entsprechend vorsichtig sollte man daher
mit Shortpositionen beim Öl inzwischen sein. Denn die Gruppe der Shortseller hat binnen
eines Jahres gewaltige Gewinne eingefahren, die sich in dieser Größenordnung
allein schon mit Blick auf den absoluten Ölpreis nicht wiederholen lassen, es
sei denn diese Gruppe der Marktteilnehmer fängt an ihre strategischen Positionen zu drehen und sich für einen mehrere
hundert US-Dollar starken Anstieg der Ölpreise zu positionieren, während in den
Massenmedien den Anlegern noch das Gegenteil erzählt wird.
Ein Anstieg des Ölpreises über
das bisherige Quartalshoch dürfte daher zu weiteren signifikanten
Ölpreisanstiegen in der Folgezeit führen. Dieser könnte dabei durch
Shorteindeckung jener, die sich zu spät im Öl short positioniert haben und als
Momentumplayer agieren, im Sinne eines short-squeeze verstärkt werden und dabei
den Widerstandsbereich bei 75-80 USD sehr schnell aufhebeln und weitere
Kursanstiege bereits im weiteren Verlauf auf 90 bis 110 USD zur Folge haben.
Ein Quartalsschluss oberhalb der
100 USD-Marke dürfte langfristig einen Anstieg in Richtung Allzeithochs zur
Folge haben und ein Bruch des ATH vom Sommer 2008 dürfte ein übergeordnetes 500
USD Szenario beim Öl möglicherweise in Gang setzen.
Die Protagonisten eines Bärenmarktes beim Öl lassen derzeit entsprechende Hinweise auf mögliche Irrtümer in ihrer Auslegung der Basisentwicklung beim Öl im langfristigen Kontext entwickeln, was daher für eine mehr als selektive Wahrnehmung der Marktentwicklung beim Öl entspricht.
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