Mittwoch, 23. Dezember 2015

Öl - ein Blick in die Zukunft...

Wer den Ölmarkt verfolgt, der stellt fest, dass dieser in den letzten 20 Jahren extremen Schwankungen unterlag. Viele Marktteilnehmer fabulieren inzwischen ob es beim Öl noch tiefer gehen kann. Antwort: Es kann, aber es muss nicht. Denn derlei kurzfristigen Überlegungen stehen langfristige fundamentale Strömungen entgegen.

Vor einigen Jahren als Öl noch jenseits der 100 USD Dollarmarke je Barrel stand wies ich bereits auf bestehende Abwärtsrisiken hin, die im Extrem bis auf 9 USD reichen würden. Dies war allerdings bereits bevor die Notenbanken weltweit anfingen eine noch nie dagewesene Inflation der Geldmenge einzuleiten - allem voran eine Dollar, aber inzwischen auch eine Euroinflation und Yeninflation usw. usw. Die US-Notenbank veröffentlicht daher seit 2005 keine Zahlen mehr zur Geldmengenentwicklung in den USA.


In 2005 stieg die Geldmenge des US-Dollars um mehr als 700 Milliarden innerhalb eines Jahres an. In den letzten 10 Jahren dürfte sich diese Dollarinflation noch beschleunigt haben. Vorsichtig geschätzt gehe ich davon aus, dass die Menge der umlaufenden Dollars sich seit dem Einsturz der WTC-Center inzwischen mehr als versechsfacht hat.

Diese Dollarinflation und der damit verbundene Weltgeldbetrug fallen nur deshalb nicht auf, weil die USA mit der OPEC eine Arrangement getroffen haben, wonach Öl als Deckung des Dollars dienen soll. Ron Paul als US Abgeordneter wies bereits am 15. Februar 2006 auf diese Zusammenhänge hin. Die damalige offizielle Rede wurde inzwischen von den Regierungsseiten der USA entfernt. Sie ist aber noch zu hören auf Videoportalen wie Vimeo. Hier empfehle ich besonders die Passagen ab Minute 11:25 sich zur Gemüte zu führen.



Eine Deutsche Übersetzung dieser hierzulande wenig beachteten Rede finden sie unter folgendem Link:



Eine wichtige Feststellung von Ron Paul lautet - Zitat:

"Erstaunlicherweise wurde ein neues System ersonnen, welches den USA erlaubte, die Notenpresse für die Weltreservewährung ohne jede Einschränkung laufen zu lassen – ja sogar nicht einmal mit dem Anspruch der Goldkonvertibilität oder dergleichen. Obwohl diese neue Politik noch viel fehlerhafter war, machte sie den Weg für eine sich noch weiter ausdehnende Dollar-Hegemonie frei.


Nachdem sie registriert hatten, dass die Welt etwas Neues und Revolutionierendes entwickeln wollte, vereinbarte die Elite der Geldmanager, besonders nachhaltig unterstützt von den US-Behörden, ein Abkommen mit der OPEC, den Preis für Erdöl weltweit ausschließlich in Dollar festzusetzen. Dies verhalf dem Dollar zu einem besonderen Platz unter den Weltwährungen und sicherte den Dollar im Endeffekt mit Öl ab. Im Gegenzug versprachen die USA, die diversen Öl-Scheichtümer gegen drohende Invasionen oder innere Aufstände zu schützen. Dieses Arrangement setzte den Aufstieg der radikalen islamischen Bewegung unter denen in Gang, die uns unseren Einfluss in der Region übel nahmen. Das Abkommen verlieh dem Dollar eine künstliche Stärke, verbunden mit unglaublichen finanziellen Vorteilen für die Vereinigten Staaten. In dem Maße, wie der Dollareinfluss gedieh, erlaubte uns dies, unsere Geldinflation zu exportieren, und zwar über große Preisnachlässe beim Öleinkauf und beim Import anderer Güter.


Dieses Post-Bretton-Woods-System war wesentlich fragiler als das zwischen 1945 und 1971. Obwohl das Dollar/Öl-Abkommen hilfreich war, war es nicht annähernd so stabil wie der Pseudo-Goldstandard von Bretten Woods. Zweifellos war es weniger stabil als der Goldstandard des späten 19. Jahrhunderts.


Während der 1970er kollabierte der Dollar beinahe, als der Ölpreis sprunghaft anstieg und der Goldkurs auf 800$ pro Unze hoch schoss. 1979 waren Zinssätze von 21 Prozent erforderlich, um das gesamte System zu retten. Der Druck auf den Dollar in den 1970ern reflektierte – trotz der Vorteile, die ihm zukamen – die grob fahrlässige Staatsverschuldung und die Währungsinflation während der 1960er. 


Die Märkte ließen sich von Lyndon B. Johnsons Gerede nicht an der Nase herumführen, wir könnten uns sowohl „Kanonen als auch Butter“ (guns and butter) leisten. Wieder einmal war der Dollar gerettet und dies führte in die Phase der tatsächlichen Dollar-Hegemonie, die von Anfang der 1980er bis in die heutige Zeit andauert. 

Durch ein unglaubliches Zusammenspiel der Zentralbanken und internationalen Geschäftsbanken wurde der Dollar allgemein so akzeptiert als handle es sich um Gold. Bei verschiedenen Gelegenheiten antwortete der FED-Vorsitzende Alan Greenspan vor dem Banken-Komitee des Repräsentantenhauses auf meine Kritik an seiner zuvor vertretenen günstigen Beurteilung des Goldes, er und die anderen Zentralbanker hätten das Papiergeld – d.h. das Dollar-System – dahin entwickelt, dass es wie Gold reagiere."

Ron Paul stellte bereits in 2006 fest, dass der Grund für die Kriegerische Haltung der USA der Kampf um das US-Dollar Privileg ist. So akzeptierte der Irak 2005 nur noch Euros für Öl. Venezuela wollte 2001 auf den Euro umsteigen. Ein Jahr später wurde Chavez Opfer eines Staatstreiches. Inzwischen ergeht es Syrien ähnlich. 

Kurzum - die niedrigen Rohstoffpreise sollen die exponentiell laufende Inflationierung des US-Dollars verdecken. Es stellt sich daher die Frage wo der faire Wert von Öl gegenwärtig liegt.

Zur Jahrtausendwende notierte der Ölpreis im Schnitt bei 28.50 USD je Barrel. Dies war allerdings vor der gewaltigen Dollarinflationierung die in 2001 fortschritt und nach 2008 massiv ausgeweitet wurde. Seit dem Ende der Goldkoppelung des US-Dollars hat sich die Geldmenge bis 2005 beim Dollar um rund das 20-fache erhöht. Mit Blick auf die Ausweitung der Dollargeldmenge unter Bernanke dürfte sich dieser Wert nochmals verdoppelt haben. Schätzungsweise das 40-fache der Dollargeldmenge dürfte offiziell seit 1971 zusätzlich weltweit unter die Leute gebracht worden sein. Eine gewaltige Ausdehung der monetären Basis. 1971 stand der Ölpreis bei rund 2.25 USD je Barrel. Bezogen auf die Ausweitung der monetären Dollarbasis wäre somit ein fairer Wert mit Blick auf die massiv erhöhte umlaufende Dollarmengen von 90 bis 100 USD je Barrel gegenwärtig gerechtfertigt.

Der Discount auf diesen monetären fairen Wert je Barrel ist enorm - zumal er die zukünftigen Inflationierungsprozesse des Dollars nicht einmal ansatzweise berücksichtigt - geschweige denn grundlegende Neuentwicklungen.

Das 9 US-Dollar Äquivalent das vor einigen Jahren vor den inzwischen stattgehabten QE-Programmen von mir in den Raum geworfen wurde ist somit mit Blick auf die monetäre Basisentwicklung entsprechend um den Faktor 20 (1974 bis heute) anzupassen. Konkret heisst dies das selbst 180 USD je Barrel mit Blick auf die Dollarinflationierung nicht teuer, sondern mit Blick auf die inzwischen stattgehabte Dollarinflationierung als Dumpingpreise anzusehen sind.

Doch wagen wir einen Blick in die Zukunft und beziehen langfristige Projektionen im generationsübergreifenden Kontext mit ein und unterstellen wohlwollend einen Fortbestand des US-Dollars bei in etwa ähnlicher Inflationsentwicklung wie in den letzten 100 Jahren. Die Frage stellt sich wie hoch Öl notieren wird, sofern man eine ähnliche Inflationierung des Dollars für die kommenden 100, 200 und 300 Jahre unterstellt. Hierbei soll unterstellt werden, dass ein Versiegen der Ölproduktion in der Preisentwicklung ebenso zum tragen kommt, wie ein weltweit weiter steigender Bevölkerungsanstieg in den kommenden Jahrhunderten. Beachten Sie, dass die Reichweite von Erdgas in 300 Jahren nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge bereits sich erschöpft haben dürfte. Somit sind die Überlegungen eher theoretischer Natur. 

Bezogen auf den aktuell nominalen Ölpreis von rund 37 USD, der unter dem Durchschnittspreis von 1980 bereits liegt, lässt sich - ein Fortbestand des Dollars vorausgesetzt - bis Ende des Jahrhunderts ein Ölpreis von rund 870 Dollar je Barrel herleiten. Dies ist wohlgemerkt eine konservative Schätzung und berücksichtigt nicht den exponentiellen Anstieg der Geldmenge, die wie eingangs erwähnt seit 2005 von der FED nicht mehr kommuniziert wird.

Legt man einen Kaufkraftverlust bereinigten Wert von gegenwärtig 100 USD je Barrel zugrunde, dann liegt bis zum Jahre 2115 der faire Wert beim Öl bei 2350 USD je Fass. Bis zum Ende des Jahrs 2200 steigt dieser Wert formal auf 55000 bis 59000 USD je Barrel an. Vorrausgesetzt die Ölreserven haben sich bis dahin nicht erschöpft. Ggf. sind diese Preise dann je Gallone - also für 4 Liter Öl zu zahlen.

Im Jahre 2300 wären dann rechnerisch betrachtet mehr als 1.3 Millionen USD für Öl auf den Tisch zu legen. Da bis dahin die Erdgasreserven sich ebenfalls erschöpft haben werden, wenn die laufende Verschwendung fortbesteht, stellt sich nur noch die Frage nach der Masseinheit die solchen Preisen zugrunde gelegt sein dürfte. Selbst im konservativen Szenario mit einer Basis von 60 USD je Barrel steigt der Ölpreis bis zum Ende des Jahrhunderts allein auf Grund der Ausweitung der monetären Basis auf rund 1400 bis 1500 USD je Barrel, bis 2200 rechnerisch auf rund 35000 USD und bis zum Jahre 2300 auf über 822000 USD je Fass - basierend auf den CPI-Daten der letzten 100 Jahre und deren Projektion in die Zukunft - wohlwissend, dass der US-Dollar wie soviele Fiatmoneysysteme bereits jederzeit vorher sich verabschieden können und in dem Fall selbst Millionenbeträge nicht ausreichen werden um ein Liter Öl, Gas, Gold, Silber oder was auch immer zu bekommen.

Fazit

Die Ausdehnung der monetären Basis allein, die durch Zinseffekte nicht konterkariert wird, ist geeignet die Preisentwicklung bei sämtlichen Rohstoffen in die Höhe schnellen zu lassen. Die USA werden mit aller Macht - auch mit militärischen Mitteln versuchen eine solche Entwicklung abzuwenden. Langfristig wird sich diese aber nicht aufhalten lassen. Hyperinflationäre Prozesse können dabei jederzeit die Insolvenz der USA nach sich ziehen. Die Arrangement der US-Geldeliten mit den saudischen Fürstentümern führen zu einer Radikalisierung fundamental islamischer Strömungen, wie sie Ron Paul bereits vor mehr als 10 Jahren prognostizierte:

Zitat: "Dieses Arrangement setzte den Aufstieg der radikalen islamischen Bewegung unter denen in Gang, die uns unseren Einfluss in der Region übel nahmen" 

 Die gegenwärtige Ölpolitik der OPEC ist eine gezielte Massnahme zur religiösen Radikalisierung des Islamismus, der vor allem duch Saudi Arabien gezielt verstärkt wird. Im Gegenzug für niedrige Ölpreise sichern die USA den saudischen Machthabern weiter militärische Unterstützung zu. Die im November diesen Jahres vereinbarten Bombenlieferung an die saudische Dynastie im Volumen von rund 1.3 Milliarden US-Dollar bestätigen dies erneut eindrucksvoll. Auch die Allianzen die gegen Länder geschmiedet werden, die den Dollar nicht mehr akzeptieren, ist bezeichnend. Wie lange diese künstliche Manipulation in Anbetracht der Ausweitung der monetären Basis noch Bestand haben wird lässt sich schwer sagen. Langfristig wird sich aber letztere nachhaltig durchsetzen und zu entsprechenden Preiseffekten, die bis zum Ende des Jahrhunderts durchaus massive Preissteigerungen in ungewohntem Ausmass erwarten lassen. 

Mit Blick auf die Ausweitung der monetären Basis der letzten Jahre muss das einst avisierte 9 USD Maximalkursziel wegen der massiven Ausweitung der Geldmenge der letzten Jahre auf mindestens 45 USD je Barrel angehoben werden.

Dies heisst, dass alle Kurse unterhalb von 45 USD im langfristigen Kontext als nobrainer angesehen werden können. Selbst unterhalb von Kursen von 60 USD je Barrel wären wir immer noch auf einem historischen Äquivalent von rund 10 USD je Barrel - bezogen auf den Kaufkraftverlust im USD der letzten 15 Jahre. Selbst Kurse von 100 USD je Barrel zum gegenwärtigen Zeitpunkt entsprächen kaufkraftbereinigten Werten von schätzungsweise rund 18 USD im Jahre 2000.

Mit Blick auf die Ausweitung der Geldmengen weltweit muss Öl und auch Erdgas wie auch der gesamte Rohstoffsektor als massivst unterbewertet angesehen werden. Dies gilt erst recht im Hinblick auf die weltweit weiter steigenden Bevölkerungszahlen in den kommenden Jahrzehnten.


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