Montag, 15. Dezember 2014

Autofahren ist gefährlicher als Ebola...

Heute vormittag blieb ich mit einem coolen Lupo - einer roten süßen Knutschkugel - auf der Autobahn liegen. Der Motor setzte kurzerhand aus, nach dem die Elektrik offenbar den Dienst quittiert hatte. Sicherung? Kabelbruch? Lichtmaschinenregler? Die Batterie war auf jedenfall neu...

Kann mal vorkommen - Panne auf der Autobahn...

Das ganze passierte am morgen im vollen Berufsverkehr und zudem an einer Autobahnzufahrt. Der Wagen reagierte nicht mehr auf jeglichen Versuch Gas zu geben. Von rechts drängten die neuen Autobahnankömmlinge auf die zweispurige Wegführung und hinter einem und auf der Überholspur bretterten jene an einem vorbei denen es an den Morgenstunden gar nicht schnell genug gehen kann. Eine nicht ungefährliche Situation, aus der sehr schnell ein schwerer Unfall entstehen kann - unvermittelt und ungewollt.


Gottlob rollte der Wagen mit dem letzten Schwung noch zumindest ein Stück weiter als die Beschleunigungsspur und blieb kurz vor einer Brücke - rund 50 Meter hinter der Autobahnauffahrt dann schliesslich liegen. Warnblinkanlage an und nochmal ein Versuch den Motor zu starten, aber es tat sich nichts. Die Warnblinkanlage klickerte mal schnell mal langsam - währendessen bretterten massenweise Autos und LKW´s, einer nach dem anderen, in einem Irrsinnstempo an einem vorbei.

Lebensgefahr auf der Autobahn - Auto sichern - Warndreieck aufstellen !

Da die Verkehrssituation nur wenige Meter hinter einem Beschleunigungstreifen auf der Autobahn alles andere als sicher ist - selbst auf der Standspur - brachte ich mich erst einmal nach dem Aufstellen des Warndreiecks, das ich schliesslich unter dem Sitz des Beifahrers fand, hinter der Leitplanke in vermeintliche Sicherheit, wobei diese Sicherheit auch nur mehr akademischer Natur ist. 

Denn prallt ein LKW oder PKW mit voller Wucht in ein Fahrzeug auf dem Standstreifen, dann sind sie auch hinter der Leitplanke ihres Lebens nicht mehr sicher. Noch vor einigen Monaten sah ich eine Erinnerungstafel an einem städtischen Kreisverkehr in der ein junger Mann offenbar zwei Jahre zuvor von einem durch die Luft wirbelnden Verkehrsschild auf dem Bürgersteig tödlich am Kopf getroffen wurde, welches ein Betrunkener offenbar im Suff des Nachts überfahren hatte.

Gott lob stand ich unter einer Brücke, so dass ich während der Wartezeit auf den Abschleppdienst nicht vollends im Regen stand und durchregnete. So was nennt man dann wohl Glück im Unglück. Gleichwohl war es bitterkalt - trotz dicker Winterjacke.

Die Versuchung ist gross bei einem solchen Sauwetter lieber direkt ins Auto wieder zurückzukehren, wo zumindest die widrigen Witterungsverhältnisse einem nicht noch zusätzlich die Eiseskälte duch die Knochen jagt. So ein Aufenthalt im Freien bei einem solchen Mistwetter führt einem so denn sehr gut vor Augen, welche schon selbstverständlich erneinende Annehmlichkeiten das Leben zu bieten hat, solange die Schuldgeldsysteme noch funktionieren und die Massen nicht auf der Strasse leben müssen, wie inzwischen vielerorts in Amerika. 

Da man hinter einer Leitplanke aber auch nicht seines Lebens sicher ist, verkrümelte ich mich vorsichtshalber an das obere Ende der Brücke - denn man weiss ja nie wie weit die Wrackteile eines Autos fliegen, falls ein Idiot im morgendlichen Berufsverkehr sich auf den gesicherten Standstreifen verirrt oder ein übermüdeter LKW-Fahrer im Sekundenschlaf den Lupo  kurzer Hand über den Haufen fährt. Solche Szenarien spielen sich jeden Tag auf Deutschlands Strassen ab und sind weitaus häufiger als die meisten denken...

Nach zwei Telefonaten mit dem ADAC in Eiseskälte unter der Brücke und dem letzten Saft im Akku des Handys, das nach einem langen Notdienstwochenende und einer Reihe von Anrufen, kurz vor seiner totalen Entladung stand, blieb mir so denn nichts anderes übrig mir warme Gedanken in frostiger Kälte zu machen.

Also wurde die Winterjacke noch enger angelegt und die Kapuze festgezurrt, damit der eisige Wind einem nicht vollends fortlaufend durch die Jacke fegte. Die Handschuhe und die Mütze lagen natürlich zu hause. Also Hände in die Hosentasche und warten bis die Hilfe naht...

Jetzt hiess es das beste draussen machen. Ein gelber Engel sollte mir zu Hilfe kommen, so hatte zumindest die junge Dame am anderen Ende der Leitung beim ADAC es angekündigt. 

Doch der gelbe Engel liess auf sich warten und so verstrich die Zeit. An Börse ist an solchen Tagen gar nicht zu denken. Wo steht der Dollar, wo steht der DAX - solche Fragen sind alle unwichtig, wenn es darum geht eine Notsituation zu verlassen. Vielmehr sehnt man sich nach einem warmen gemütlichen, trockenen und ruhigen Plätzchen...

Nach einer halben Stunde war immer noch kein gelber Engel dar - dafür aber war bereits ein ADAC Abschleppwagen mit einem Unfallfahrzeug auf der Autobahn an mir vorbei gerauscht. Nun sicherlich hat der ADAC bei solcher Kält - allem voran die Pannenhelfer - des morgens sehr viel zu tun. Die Warnblinkanlage der roten Knutschkugel quittierte nach einer halben Stunde schliesslich endgültig den Dienst - erst über normales Blinken zu immer schnellerer Taktfrequenz bis hin zum Totalausfall. Kurz bevor sie den Geist endgültig aufgab ging sie noch einmal kurz in ein schwaches Dauer"glühen" über - dann wurde sie dunkel.

Die Kälte schüttelte einen - und der Regen hatte längst wieder eingesetzt. Den ohrenbetäubenden Lärm der vorbeirasenden PKW- und LKW-Massen nahm man eigentlich nur noch am Rande zur Kenntnis. Man gewöhnt sich an alles und ist mehr damit beschäftigt sich in solch unwirtlichen Bedingungen warm zu halten und vor der Kälte zu schützen. Der Mensch ist halt doch ein Tier - auch wenn er es gerne leugnet und sich als Krone der Schöpfung ansieht. Ins Auto setzen geht nicht - viel zu gefährlich - da hat es schon zuviele Tote auf den Autobahnen und Strassen gegeben.

Nach ca. einer 3/4 Stunde kam dann der Abschleppdienst. Fast wäre er noch an einem vorbeigefahren - doch rund 200 Meter, nachdem er vorbei gefahren war, schien der ADAC-Schlepper zu bemerken, dass ich vor der Brücke stand und nicht noch einen Kilometer weiter weg. Mit gelben Warnblinkern setzte er so denn auf dem Standstreifen seinen Schlepper auf der Autobahn so zurück, dass der Lupo an den Haken genommen werden konnte. Wenige Minuten später sass ich im Warmen des Führerhäuschens des Abschleppwagens. Was für eine Wohltat. Sicherlich der schönste Moment an diesem Vormittag - ein gefühltes Highlight, der Kälte entronnen zu sein.

Ein Augenblick der unvergessen bleiben wird - aus der Kälte in die Wärme. Wow!

Es ist klar - sollte der Russe Deutschland und Europa den Gashahn zu drehen - dann werden die Menschen hierzulande der EU und der Junta in Berlin kräftig einheizen. Denn wer friert und hungert, der ist zu allem bereit. Frostige Kälte ist ein starkes Argument Dinge zu ändern und Regierungen zu stürzen.

Während der Lupo nun huckepack mit dem ADAC nach Düsseldorf zur Werkstatt transportiert wurde, kommt man natürlich ins Gespräch. Der gelbe Engel entschuldigte sich dafür, dass er beinahe weiter gefahren wäre. Die Zentrale hätte ihm ein Essener Kennzeichen durchgegeben. Ich muss sagen, das war mir nach der Kälte draussen nicht mehr so wichtig. Allerdings fragte ich mich, ob nicht jetzt ein anderer Fahrzeugführer aus Essen irgendwoanders möglicherweise anstattmeiner am frieren war und weiter warten musste...

Mit 150 Stundenkilometern in den Tod...

Der junge Herr in Gelb auf dem Fahrersitz erzählte so denn auch von einer ähnliche Panne, bei der er am Vortag zum Einsatz gerufen wurde. Sie ereignete sich in Gegenrichtung nicht unweit von meiner Panne entfernt. Dort war, wie in meinem Fall, ebenfalls ein Fahrer mit seinem Auto kurz hinter dem Beschleunigungsstreifen der Auffahrt mit seinem Fahrzeug liegengeblieben, hatte aber das Auto nach der Panne nicht verlassen. 

Nur kurz nach dem seine Panne aufgetreten war, fuhr ihm ein von hinten kommender Fahrer vom Beschleunigungsstreifen aus kommend aus noch ungeklärter Ursache auf sein Fahrzeug auf und schob ihn dabei mitsamt dem Auto auf die Autobahn. 

Die weitere Abfolge der Ereignisse ist nicht ganz klar - nur soviel ist aber gesichert:

Während das liegengebliebene Fahrzeug von dem auffahrenden Fahrzeug, dessen Fahrer wohl offenbar nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit auf die Autobahn fuhr, den liegen gebliebenen Verkehrsteilnehmer in den Autobahnverkehr schob, kam ein Taxi mit rund 150 Stundenkilometern auf die Unfallstelle zugerast und kollidierte, überrascht von dem Ereignis, ungebremst mit dem Pannenfahrzeug.

Die Bilanz - eine einzige Katastrophe. Der Taxifahrer muss wohl, wie man erzählte mit dem Kopf durch die Windschutzscheibe geflogen sein - zumindest weisen die Blutspuren darauf hin und wurde schwerverletzt abtransportiert. Das es sich dabei um mehr als nur eine einfache Kopfplatzwunde handeln dürfte steht für mich ausser Frage. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Taxisfahrer überleben wird wenn er tatsächlich mit 150 in den Wagen gekracht sein sollte und dabei mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe flog-

Auch der Fahrer des liegengebliebenen Fahrzeugs wurde offenbar schwer verletzt. Was allerdings aus dem Idioten wurde, der bei der Auffahrt auf die Autobahn einfach über die Beschleunigungsspur hinaus fuhr und das Pannenauto auf die Autobahn schob - entzieht sich meiner Kenntnis.

Doch eins wird klar - es passieren Dinge in diesem Leben, die das Leben eines jeden einzelnen - von einer Sekunde auf die andere - dramatisch verändern können. Ob es sich bei den Unfallopfern um Familienväter handelt? Wie steht es um Ehefrau, Kinder oder Ehemann? Und was ist mit der Berufsfähigkeit, falls ein solcher Unfall überlebt wird? Schwerbehindert? Vielleicht noch Schulden am Hals bis in alle Ewigkeit?

Daher - danken sie dem Herren und ihrem Schutzengel der sie durchs Leben begleitet - das sie von solchen Schicksalen bislang verschont blieben. Lassen sie die Raserei auf der Autobahn - kommen sie lieber 10 Minuten zu spät zur Arbeit - wenn die äusseren Umstände sie dazu zwingen sollten. Überhaupt bringt die Raserei und der Irrsinn vielleicht ein paar Minuten auf der Autobahn. Doch im Grunde ist das, was sich all morgendlich auf den Autobahnen, insbesondere im Winter abspielt schon totaler Irrsin - und er bringt dem einzelnen nichts. Am Ende könnten sie dafür auf dem Friedhof landen. Jedes Tag sterben auf Deutschlands Strassen rund 10 Menschen - die Zahl der Schwerverletzten dürfte ein Vielfaches größer sein. Das sind mehr als 4000 Tote im Strassenverkehr - und das jedes Jahr. Autofahren ist gegenwärtig gefährlicher als Ebola. Und es kann jeden treffen - sogar bei einer Autopanne. 



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