Dienstag, 2. Juni 2015

Stopkursmanagement...

Viele Anleger agieren an den Märkten ohne Stopkurse aus Angst, dass wie auch  gestern wieder passiert die Stops von den Marketmakern abgegrast werden und der Markt sich anschliessend in die andere Richtung bewegt. Doch Stopkurse sind ein wesentlicher Bestandteil eines Investment und Handelsplans und elementar um an den Märkten zu überleben.




So macht es keinen Sinn eine Position vorzeitig auf zu lösen, wenn der Markt am steigen ist und sie long positioniert sind. Vielmehr ist es für die Performance zuträglicher einen Trend durch nach ziehen der Stopkurse soweit wie möglich laufen zu lassen. Dies gilt natürlich auch im Falle einer Shortpositionierung und fallenden Märkten.

Doch Stopkurse dienen nicht nur der Gewinnsicherung, sondern auch der Verlustbegrenzung und damit vor allem dem Vermögenserhalt. 

Jeder Trade, jedes Investment beginnt mit einem Verlust. Dies liegt in der Natur der Sache und ist unvermeidbar. Dieser erste Verlust besteht in der Höhe der Transaktionskosten und die Kosten für das Management der Position, die in aller Regel eher zu vernachlässigen sind. Gleichwohl müssen auch diese Kosten an den Märkten verdient werden.

In der Regel kauft - oder verkauft - man eine Position weil sich eine entsprechende Signallage ausgebildet hat. Der Markt bestimmt dabei ob die Position in den Profit läuft - oder verlustig wird.

Sollte die Position gegen einen laufen, so macht es Sinn eine Stopkurs zu platzieren, an dem man die Position ohne zu Zögern auflöst. Kurz gesagt man wird ausgestoppt, der Verlust wird realisiert und der Trade geschlossen. Dieser Stopkurs sollte nach Möglichkeit bereits vor Eröffnung einer Position bestimmt worden sein.

Unglücklich ausgestoppt zu werden, ist zwar ärgerlich, aber verhindert das Gefangen sein in Verleugnungsmechanismen und anderen psychischen Alterationen subjektiver Deutungen. Es ist auch erforderlich um durch einen Misstrade oder ein Fehlinvestment nicht in Schieflage zu geraten, die am Ende kostspieliger sind, als wenn man die Position direkt geschlossen hätte.

Bezogen auf den EUR/CAD beispielsweise heisst das, dass eine Shortposition auf den Euro aufgelöst werden sollte, wenn das erwartete Szenario einer hängenden SKS Formation bei Überschreiten des letzten Bewegungshochs bei 1.3751 EUR/CAD - also dem Hoch der antizipierten zweiten Schulter per Tagesschlusskurs überschritten werden sollte.

Doch neben dem Preisstop gibt es auch einen Zeitstop. Der Zeitstop ist ebenso wichtig und sicherlich auch abhängig von der Höhe des in einem Investment oder Trade gebundenen Kapitals. Entwickelt sich eine Position nach einer vor Beginn des Trades festgelegten Zeitspanne nicht in die gewünschte Richtung, dann wird die Position ebenfalls aufgelöst.

Bezogen auf den EUR/CAD heisst dies, dass bei einer antizipierten hängenden SKS-Formation die Vollendung dieser Formation nicht länger dauern sollte, als die erste Schulter. Sollte diese länger dauern, so sollte die Erwartungshaltung im Bezug auf eine solche Formation, die noch nicht vollendet ist, kritisch hinterfragt werden. Zeigt der Markt keine Anstalten in die positionierte Richtung in einem vorgegeben Zeitrahmen zu laufen, dann sollte aus Gründen der Risikovorsorge, die Position ebenfalls geschlossen werden. 

Es ist jederzeit möglich in den Markt zurückzukehren, wenn die Signallager und set up sich dann verbessern sollte. Trifft die eigene Erwartungshaltung nicht ein, so sollte geprüft werden, ob Voraussetzungen vorliegen an der Entwicklung in der Gegenrichtung zu parizipieren. Mitunter macht es jedoch vor solch einer Entscheidung Sinn eine Handelspause einzulegen, die mitunter auch Tage dauern kann, vor allem wenn man eine Serie von Verlusttrades hatte. Ebenso gilt dies auch für eine Serie von profitablen Trades, wo eine Erdung ebenso sinnvoll erscheint um nicht Opfer der endogenen Endorphinausschüttung zu werden.

Emotionale Entscheidungen haben an der Börse meist selten profitabele Folgen. Gleichwohl ist das Bauchgefühl eines langjährigen und erfahrenen Investors mitunter ein guter Ratgeber, vor allem wenn die Signallagen widersprüchlich sind.

Da niemand weiss in welche Richtung eine Bewegung sich am Ende auflöst und nur Wahrscheinlichkeiten und Wellenmuster Orientierung über das psychische Befinden der Marktteilnehmer liefern, ist das Stopkursmanagement und seine unterschiedlichen Arten ein wesentlicher Faktor für den langfristigen Erfolg an den Finanzmärkten.

In dem Augenblick, wo sie eine Position schliessen - egal ob im Verlust oder Gewinn - haben sie nachher den Kopf frei für neue Chancen am Markt. Sie entscheiden, wann eine Position aufgelöst wird und nicht der Markt. Der Markt gibt ihnen nur die Signale, die sie keinesfalls ignorieren sollten.

Auch wenn ich an dieser Stelle aus guten Gründen keine Stopkurse nenne, so sind sie aufgefordert und angehalten sich stets auch zu diesem Thema Gedanken zu machen. Denn wo der Stopkurs platziert wird hängt von mehreren Faktoren ab - vor allem aber von ihrer Positionsgrüße und ihrer Risikoneigung und ihren persönlichen Lebensverhältnissen.

Es ist zwar ärgerlich, wenn man mitunter unglücklich aus dem Markt geworfen wird, aber shit happens. Sie haben anschiessend jederzeit die Möglichkeit nach sorgfältiger Auswertung der Marktentwicklung ein reentry zu wagen - vorausgesetzt sie sind sich über Degree und ihren Handelsplan im klaren. Andernfalls, sollten sie besser noch einmal eine Nacht darüber schlafen. Manchmal zeigen sich dann am Tag drauf oder die Woche später klarere Signale am Markt.

Jede Position muss früher oder später irgendwann einmal geschlossen werden. Wann dies geschieht hängt von ihrer eigenen Risikotoleranz und vor allem von ihrem Moneymanagement ab.

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