Donnerstag, 5. Dezember 2013

Wahrnehmungspsychologie - oder warum plötzlich alles kippt...

Erkennen Sie, wer auf diesem Bild zu sehen ist ?



Sie haben die Person bestimmt erkannt - es ist Abraham Lincoln. Das Bild von Leon Harmonaus dem Jahre 1973 ist ein sehr schönes Beispiel für die Fähigkeit unseres Gehirns Gesichter zu erkennen. Unser Gehirn ist geradezu darauf fixiert Gesichter zu erkennen - aus was auch immer.

Es ist im Bereich der Wahrnehmungspsychologie ein ausserordentlich interessantes Organ. So führt unser Zentralnervensystem anlagebedingt jeden einzelnen oft an der Nase herum. Dies gilt vor allem auch für Sehprozesse. So kann der Mensch beim Erkennen von Gesichtern binnen Bruchteilen einer Sekunde - in der Realität geschieht dies binnen einer Milliardstel Sekunde, also 1 Nanosekunde - erkennen ob sein Gegenüber als Freund oder Feind eingeordnet werden kann. 

http://www.youtube.com/watch?v=XbqKja9lRx4


Unser visuelles System ist in erster Linie mit der Gesichtserkennung beschäfitgt und nicht mit der Mustererkennung. Diese Prozesse laufen grösstenteils unbewusst ab und sind für unser Überleben seit Abermillionen von Jahren von entscheidender Bedeutung. So kommt es nicht von ungefähr, dass der Mensch - egal ob er Wolken oder Flächen betrachet - in diesen immer wieder Tiere oder Gesichter zu erkennen vermag. Allein dieser Umstand zeigt, welch hohe Bedeutung die Gesichtserkennung für die Existenz des Menschen hat. So wie unser Zentralnervensystem zwischen Freund und Feind unterscheiden muss, so schaltet bei der Mustererkennung immer wieder - quasi automatisch - um. Ein gutes Beispiel dafür ist der sogenannte Necker Würfel.


Der Necker Würfel eignet sich vorzüglich für die illusionäre Verkennung eines Musters. Denn obwohl es sich nur um eine zweidimensionale Figur handelt, kippt nach einiger Zeit das Bild schlagartig um und wechselt seine Ausrichtung. Schauen sie nur lang genug auf den Würfel und sie werden bemerken, wie dieser Prozess automatisch beginnt - ohne dass sie es verhindern könnten.

Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, dass aufzeigt wie unser visuelles System und unsere Wahrnehmung funktionieren. Übertragen auf die Betrachtung von Kursmustern in den Chartverläufen kann man daraus im übertragenen Sinne ebenfalls diskutieren, ob solche Mechanismen, abseits unseres Bewusstseins, den Lauf der Dinge beeinflussen. Gegen das plötzliche Kippen einer illusionären Verkennung eines Musters, eines Zustandes ist daher keiner gefeit. Daher ist es sinnvoll für jeden Trader die Dinge stets auf Plausibiltät hin zu überprüfen, sprich auch andere Instrumente zuhilfe zu nehmen, die verhindern, dass wir in unserer Lageeinschätzung einer Situation, egal welcher Situation im Leben, nicht einer Illusion aufsitzen.

Denn auch in der technischen Analyse muss davon ausgegangen werden, dass "die Kippmechanismen", die intrinsisch in jedem Menschen angelegt sind, bei der Auswertung von Charts und Chartbildern stets im Hintergrund aktiv sind. Dies dürfte auch der Grund sein, warum so unterschiedliche Meinung zum Kursverlauf und in der Einschätzung des Marktzustandes existieren. Daher ist es wichtig sich nicht durch subjektive Auslegung täuschen zu lassen, da man nie sicher sein kann, dass nicht unser Zentralnervensystem unwillkürlich die Finger im Spiel hat.

Inwieweit dass kollektive Nervensystem der Massen im Hinblick auf Kippmechanismen funktioniert muss offengelassen werden. Denkbar wäre aber, dass der Mechanismus auch kollektiv angelegt ist und das dass Auftauchen schwarzer Schwäne, egal ob inziniert oder nicht - entsprechende Kippmechanismen in der kollektiven Wahrnehmung der Massen auslöst - sozusagen auf Grund der bereits automatisiert und unwillkürlich angelegten prozessualen  Mechanismen des menschlichen Gehirn, welches sich ganz offensichtlich im Bereich der visuellen Wahrnehmung nur zu gerne in die Irre führen lässt und weniger darauf ausgelegt ist Muster in Chartbildern zu erkennen, sondern womöglich selbst in einem Chart versucht zu erkennen, ob es dort einen freundlichen oder ein feindlichen Gesichtsausdruck vorfindet.

Daher ist es unter Umständen ganz sinnvoll - einfach mal inne zu halten - und sich anderen Aspekten des Lebens zu zuwenden. Und mal Hand aufs Herz - macht es im Leben nicht vielmehr Spass die Gesichter anderer Menschen zu studieren, ihr Lachen oder ihre Mimik, als Chartbilder zu studieren, deren Signale den meisten Menschen - möglicherweise auf Grund der  seit Urzeiten festgelegten wahrnehmungspsychologischen Phänomene - verborgen bleiben?

Selbst beim Betrachten eines Charts sollten wir uns bewusst machen, dass wir unbewusst von unserem Zentralnervensystem dahingehend gesteuert werden könnten, in dem dies selbst in einem Kursmuster etwas freundliches oder etwas feindlich gesinntes zu erkennen.

Die Mimik des Charts erlernt man nicht mit Büchern, sondern am Ende nur durch Jahre der Erfahrung - der eine schneller, der andere langsamer - und viele nie...

Viele Grüsse.

Cord Uebermuth.


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