Donnerstag, 1. Oktober 2015

Punkt, Satz und Sieg - sind Börsenspiele sinnvoll?

Von mir zunächst müde belächelt und eher spasseshalber entschloss ich mich Anfang des Jahres am Börsenspiel von Wallstreet-Online teilzunehmen. Die Aufgabe: Den Schlusskurs für den kommenden Tag im DAX und Dow Jones Index voraus zu sagen. Ein mehr als nur schwieriges Unterfangen - eine echte Herausforderung, wie sich inzwischen herausgestellt hat...

Monatssieg im Börsenspiel bei Wallstreet-Online...

Quelle des Bildzitates: Wallstreet-Online


Die ersten Wochen und Monate tippte ich denn auch mehr lax und beiläufig mit, musste aber nach 3 Monaten feststellen dass zwar intraday Bewegungen recht zuverlässig getroffen wurden, das aber diese Intradayprognosen nur selten den Schlusskurs von DAX und Dow zuverlässig voraus sagen konnten. Die Crux an der Sache war, das intraday mitunter stundenlang der erste Platz belegt werden konnte, aber ich mit meinem Tipp gegen Ende des Handels aus den Punkterängen flog. Und so kam es, dass ich nach 3 Monaten auf Platz 47 der Gesamtwertung aller Teilnehmer - bis dato 449 Mitspielern in diesem Jahr  stand.

Sowas wurmt einen und führte dazu, dass mich der Ehrgeiz packte mein Handelssystem im Hinblick auf die Prognosefähigkeit von Schlusskursen zu verbessern. Ein im nachhinein mühsames Unterfangen, bei dem viele Variablen zu betrachten und zu beachten waren und sind. Stück für Stück und Monat für Monat kam ein Puzzleteil nach dem anderen dazu. Ergänzt durch den Abgleich mit charttechnischen Mustern und Candlesticks und Szenarienüberlegungen, konnte die Trefferwahrscheinlichkeit nachhaltig seit April verbessert werden und die Monatsergebnisse kontinuierlich verbessert werden, dürften aber nun an einem Steady State angekommen sein, was an der natürlichen Begrenzung eines weiteren Aufwärtspotentials durch ebenso gut Mitspieler liegen dürfte.

Bereits im Mai zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Performance, welche kontinuierlich ausgebaut werden konnte. Die Überarbeitung des Handelssystems mit Blick auf Schlusskursprognosen hat nun 9 Monate nach der ersten Teilnahme am Börsentippspiel den Monatssieg gebracht. Bereits in den letzten beiden Monaten war ich nur um Haaresbreite am Monatssieg vorbei geschrammt. Auch gestern abend sah es so aus, als ob der Kelch des Sieges wieder an mir vorbei gehen würde. Immerhin hatten zum Monatsschluss 7 Mitspieler die Möglichkeit an mir vorbei zu ziehen, nachdem ich die Tage zuvor die Schlusskursprognosen, trotz intraday Treffern, so stark verfehlte, dass Minimonster und Realist, aber auch Hoschmi oder Nemxchen, sich noch einmal heran kämpften, nachdem ich es nicht geschafft hatte bereits vor Monatsende mich hoch zu punkten. Alles ausgewiesene konstant gute Schlusskursprognosemeister, wobei Minimonster gestern total in die Kloschüssel gegriffen hatte, sowohl beim DAX als auch beim Dow Jones. Aber so was passiert jedem einmal. So wechselten gestern im Tagesverlauf die möglichen Monatssieger in einem Kopf an Kopfrennen bis zum Handelsschluss in New York.

Amazonese, die Führende im Börsentippspiel der Jahresgesamtwertung, hatte dabei den Tagessieg erungen. Dies führte dazu, das Realist "nur" 8 Punkte im Dow Jones errang, hatte aber den glücklichen Nebeneffekt, dass Realist mich auf der Zielgeraden nicht doch noch mit 1 Punkt überholte, da ich gestern im Dow Jones 5 Punkte in der Tageswertung erzielte.

Am Ende hatten wir beide mit 87 Punkten die Nase vorn, aber wegen vier erster Plätze in diesem Monat ging ich als glücklicher Gesamtsieger aus dem Wettstreit hervor. Hätte der Dow Jones bei 16187.49 Punkten oder tiefer geschlossen, so wäre Hoschmi, der Jahresgesamtzweite, Monatssieger geworden. In der Range zwischen 16187.50 und 16221 Indexpunkten im Dow Jones lag hingegen ich vor Realist. Als der Dow zwischen 16221 und 16271 Punkten notiert, wäre ich hingegen Monatszweiter geworden, weil Morpheus sich zwischen mich und Realist geschoben hatte und mir dadurch ein Punkt gefehlt hätte. Nachdem aber das three inside up Pattern ein bullishes Reversal im Dow sich ankündigte, war Amazonese, sozusagen der Retter für den Monatsieg und Realist, der zum Monatsende eine grandiose Aufholjagd hinlegte, rutschte dadurch 20 Minuten vor Handelsschluss in den USA auf Platz 2 im Gesamtmonat.

Lange Rede kurzer Sinn. Der Monatssieg wurde erreicht, nachdem die seit April diesen Jahres laufende Verbesserung des eigenen Handelssystems dazu führte das bereits im August und Juli der Monatssieg nur denkbar knapp verfehlt wurde. Man freut sich darüber mehr als über einen wie auch immer großen Gewinn an der Börse. Die Kiste Wein, mit den edlen Tropfen, die man als Sieger nun erhält wird doppelt gut schmecken. Sicherlich - vom Zeitaufwand hätte man diese locker anders verdienen können. Doch darum ging und geht es nicht bei einem Börsenspiel.

Viel entscheidender, trotz des hohen Zeitaufwandes, ist nach meinem dafürhalten dass eine spürbare Verbesserung der Handelssystematik erreicht werden konnte, was zu einer konstant höheren Trefferquote führte. Wenn gleich es Tage gab und auch weiter geben wird, wo ich vollkommen daneben liege, was unter anderem dem Umstand geschuldet ist, dass die Prognosen für den nächsten Tag Overnight gemacht werden müssen und somit die über Nacht eintretenden Entwicklungen einen entsprechenden Unsicherheitsfaktor beinhalten, der in Szenarienüberlegugen für den Folgetag nicht miteinfliessen können. Das erklärte Ziel für dieses Jahr bleibt aber unter die Top10 im Gesamtjahr zu gelangen, was freilich kein leichtes Unterfangen wird, da alle in den oberen Rängen gute Trefferquoten haben und mitunter Kursziele für den Folgetag noch am selben Tag abgearbeitet werden. Gleichwohl konnte ich mich in den vergangenen 5 Monaten von Platz 47 des Gesamtklassemnents inzwischen auf Platz 12 hocharbeiten. Trennten mich im April noch mehr als 160 Punkte von Platz 10 in der Gesamtwertung so sind inzwischen nur noch rund 20 Punkte, bis zu den Top Ten...

Börsenspiele als Aufforderung verstehen, sich zu verbessern, ohne monetäre Risiken zunächst einzugehen...

Auf die Frage ob Börsenspiele sinnvoll sind, kann ich nach 9 Monaten uneingeschränkt mit Jahr antworten. Diese sind deshalb sinnvoll, weil sie dazu führen, sich aktiv mit seiner bisherigen Systematik auseinander zu setzen und Verbesserungen im Hinblick auf Prognoseparameter und damit die Trefferwahrscheinlichkeit zu erzielen. Börsenspiele schulen das Auge für die Entwicklung des Marktes und erweitern, die entsprechende Bereitschaft sich aktiv mit eigenen Fehlern auseinander zu setzen und alle einer objektiven Prüfung zu unterziehen, welche die Fähigkeiten für das Finetuning am Markt zu verbessern helfen. Wurde anfangs von mir das Börsenspiel eher etwas belächelt, so stellt man fest, dass es eine Herausforderung ist mit anderen Marktteilnehmern in den Wettstreit zu treten, was am Ende den eigenen Handelsstil nachhaltig trainiert und am Ende zu einer Verbesserung der eigenen Trefferquoten führen sollte, sofern man nicht auf den unteren Rängen der anderen über 400 Mitspieler landen will.

Und eine Verbesserung der Trefferquoten ist alle Mühen wert - auch wenn es mit viel Zeitaufwand einhergegangen ist und einhergeht. Perfekt ist es zwar immer noch nicht, da man stets nur mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten kann, aber dafür sollte die Verbesserung auch langfristig entsprechende Früchte tragen...

Herzliche Grüße,

Cord Uebermuth.

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