Mittwoch, 22. November 2017

Thomas Mann und das deutsche Wunder...

In der deutschen Geschichte gab es, so Thomas Mann, in seinem Essay: "Goethe - das deutsche Wunder" - Zitat: "drei Monumentalgestalten - eine religiöse, eine dichterische und eine politische - welche den deutschen Genius" nachhaltig verkörperten.



Die Größe, welche diese Personen in der deutschen Geschichte hinterlassen haben, erweckt den Eindruck, so Thomas Mann, als "existiere Menschentum höchsten und gewaltigstens Wuchses nur in Deutschland", was Thomas Mann so gleich als "optische Täuschung"  klassifiziert. Die großen Männer der deutschen Geschichte, so Thomas Mann, seien "wie Bergkolosse, welche mit ihrem exoribitanten Werken scheinbar das europäische Maß überragen würden. "

Demnach sei ein Volk, wie Thomas Mann weiter ausführt, nach Aristotelischer Vorgabe "ein Umweg der Natur zur Erzeugung von drei oder vier großen Männern!" und er fügt weiter hinzu. 

Zitat: "In Deutschland neigt die Größe zu undemokratischen Hypertrophieren, es ist zwischen ihr und der Menge eine Kluft, ein "Pathos der Distanz", um Nietzsches Worte zu gebrauchen, wie es anderwärts in der Schärfe nicht vorkommt - in Ländern in der Größe nicht Knechtschaft auf der einen Seite und ein Überwuchern absolutistisches Ich-Gefühls auf der anderen Seite schafft - in glücklicheren Ländern... ." Zitatende.

Die drei Gewaltigen wie Thomas Mann sie nennt, waren - Luther, Goethe und Bismarck. Ohne jetzt auf seine weiteren Ausführung zu Luther, dem "unmöglichen Mönch, denn "der Mann kann durch natürliche Begier des Weibes nicht entbehren"  in seiner liebenswerten Art weiter auszuführen, merkt man noch heute, dass diese Feststellung von Thomas Mann über die Vorstellung der Deutschen und ihre Größe mit Blick auf die heutige andere Seite im Land mit ihrem absolutistischen Ich-Gefühl nichts an Aktualität verloren hat - ja sogar den Nagel immer noch auf den Kopf trifft.

Denn auch heute neigt die andere Seite im Staate zum Hypertrophien, während die Atrophie der Wählerschaft dieser anderen Seiten für die sich weiter vergrößernde Kluft zwischen den beiden Seiten sorgt. Vielleicht ist auch dies der Grund, warum gerade die Politiker in Deutschland so darauf erpicht sind eine hohe Wahlbeteiligung bei Wahlen zu haben, denn andernfalls würde die Kluft zwischen Volk und Staatsapparat vollends zu Tage treten. 

Deutschland gehört trotz seines Reichtums heute nicht zu den glücklichsten Ländern der Welt - und dies sollte der anderen Seite im Lande bereits jetzt schwer zu denken geben. Denn signalisiert dieses immanente Unglück der Deutschen vor dem Hintergrund ihrer Geschichte doch, dass in diesem Land schon seit langem vieles schief läuft und nicht so ist wie es eigentlich sein müsste. Ein Volk in Knechtschaft kann nicht glücklich sein, da es keinen Raum hat sich zu entfalten - in diesem Fall einen Raum der Freiheit - nicht nur der Willensbildung und der Willensäußerung, sondern auch des Geistes und seiner emotionalen Ausdrucksweise - in all ihren Formen.

Die zunehmende Knechtschaft der Deutschen Bevölkerung auf der einen Seite und die zunhemenden absolutistischen Handlungsweisen gegen Recht und Gesetz auf der anderen Seite in Deutschland und Europa sind die Fortsetzung des Faschismus nach nationalsozialistischer Prägung - nur mit dem Unterschied, dass dieser jetzt mit linkem Anstrich das ganze Land und Europa überzieht.

Luther war  Zitat: "sinnlich, sinnig,  revolutionär und rückschlägig...", wie Thomas Mann feststellte. "Seine stete Balgerei mit dem Teufel und sein Aberglaube an Dämonen und Kielkröpfe" verdüsterten sein Leben, was ihn aber nicht daran hinderte "lebenshell, kraft seiner Liebe zu Wein, Weib und Gesang durchs Leben zu schreiten..."

Thomas Mann beschrieb Martin Luther als "ein Fels und ein Schicksal von einem Menschen, ein heftiger und roher, tief beseelter und inniger Ausbruch deutscher Natur, ein Individum klobig und zart, voller Wucht und Getriebenheit, von bäurisch volkstümlicher Urgewalt..."

500 Jahre nach Martin Luther wünscht man sich ein solchen Freigeist der deutschen Geschichte wieder zurück. Einen Mann der sagt was er denkt, der nicht die Hände zu einer Raute formt und der mit dem atrophischen Gebilden der absolutistischen Möchtegerne im Land mal so richtig aufräumt, in dem er die Menschen in diesem Land nicht zu Objekten der Herrscherklasse, sondern zu Subjekten des Lebens wieder erhebt.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Thomas Mann an Angela Merkel kein gutes Haar gelassen hätte und ebenfalls der Maasschen Zensurbestrebungen zum Opfer gefallen wäre, so denn er heute noch leben würde.

Wie schrieb Thomas Mann am 14.9.1949, einst mal in einem Brief an Dr Beidler in San Remo in den USA:

"...Hat man Sinn für die Reize der Wahrheit, so ist man verurteilt, die Menschen sofort bis aufs Blut zu verärgern...."

Wie recht er doch hat - ein zeitloses Statement eines Mannes, der schon lange vor dem Erblühen des Faschismus erkannt hat, was hinter den Kulissen der Welt sich abspielt. Nicht ohne Grund wurden seine Werke und Einlassungen von Faschisten verboten. Parallelen zu den heutigen Zensurbestrebungen in Deutschland und der weiteren Einschränkungen der Freiheiten der Menschen sind da sicherlich kein Zufall.

Es liegt an uns - im Kollektiv des Zusammenhaltes aller Deutschen und Europäer - die Dinge im Sinne des Souveräns und nicht der atrophische Kaste von Opportunisten zu ändern und wieder in die richtige Spur zu setzen. Gewiss eine Herkulesaufgabe - aber nicht unlösbar. Erteilen Sie dem "Pathos der Distanz" bei Neuwahlen in Deutschland eine Absage. Dieses Land hat mehr Humanismus verdient - auch der eigene Bevölkerung gegenüber, die immer mehr in Knechtschaft des Kapitals lebt und damit in großes Unglück getrieben wird.

In diesem Sinne

Herzliche Grüße - "von Haus zu Haus"

Ihr

Cord Uebermuth.

 


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