Mittwoch, 28. Januar 2015

Makroprudentielle Überwachung im Dienste der Finanzstabilität - ein Bericht vom Gastvortrag der Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank - Teil 1

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Montag hatte ich Gelegenheit Frau Professor Buch, die amtierende Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank im Rahmen ihrer Wirtschaftsprofessor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, persönlich kennenzulernen.
 


Im Rahmem ihrer Gastprofessur an der HHU-Düsseldorf wird sie im Sommer einen weiteren Vortrag halten. Zentraler Themenschwerpunkt ihres Vortrages am Montag war die Makroprudentielle Überwachung im Dienste der Finanzmarktstabilität. Der Titel ihres Vortrages klingt recht schwierig doch im Grunde ging es um die Bewertung von Systemrisiken im Finanzsystem und wie diesen im Krisenfall begegnet werden kann. Wie nicht anders zu erwarten hatte das ganze mehr akademischen und theroretischen Charakter. Im Mittelpunkt des Interesses der Bundesbank steht dabei - und das wurde erneut bei diesem Vortrag klar - nicht die Gesellschaft oder die Bürger, sondern die Banken.

Frau Professor Buch ist eine aufgeweckte und scheinbar sehr optimistisch veranlagte warmherzige und fröhliche Frau, die sicherlich über ein hohes analystisches Verständnis und eine sehr schnelle Aufassungsgabe verfügt. Dies wurde in der Diskussion im Anschluss an ihren Vortrag deutlich, der in einem späteren zweiten Teil Gegenstand eines weiteren Blogbeitrages sein soll. Nach aussen etwas unscheinbar und spröde wirkend, strahlt sie sehr viel Wärme und Optimismus aus, wenn man mit ihr ins Gespräch kommt. Dieser wird stets von einem aufmerksamen, forschenden und wachen Blick im Hinblick auf die Reaktion des Gegenübers begleitet.

Der Vortrag von Frau Professor Buch war in der Summe sehr allgemein gehalten, deckte sich aber dennoch mit einigen Aspekten, der allgemeinen Risikowahrnehmung im Markt, welche zum Beispiel die bekannten Dominoeffekte bei einer Krise einschliesst.

Während die Immobilienmärkte in Südeuropa von ihren Hochs deutlich eingebrochen sind, sieht Frau Professor Buch eine solche Entwicklung nicht am deutschen Immobilienmarkt. Zwar seien die Immobilienpreise in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen, haben sich aber in der Summe im langfristigen Kontext in Gesamtdeutschland eher nur moderat aufwärts entwickelt. Eine Immobilienblase und die damit verbundenen Risiken vermochte die Bundesbankvizepräsidentin hingegen gegenwärtig nicht zu erkennen.

Von der Makroprudentiellen Aufsicht, so Frau Prof. Buch, müsse hingegen die mikroprudentielle Aufsicht unterschieden werden, die nur einzelne Banken und Finanzdienstleister beträfe.
 
 
 


Hinsichtlich der Risikobewertung für die Finanzmärkte führte Frau Buch aus, dass in einem vollständig integrierten Finanzsystem der gegenseitigen Verflechtung die Risiken für eine Krise minimiert werden. Dies gelte auch in einem von einander getrennten Bankenmarkt. Dabei vermied sie aber den Formulierung eines Trennbankensystems zu Risikominimierung in ihren Vortrag. Die größten Risiken hingegen würden nur von einem teilweise verflochtenen Bankensystem ausgehen.

Man muss diese Auffassung, so meine ich zumindest, nicht unbedingt teilen, da ich selber selbst einem wechselseitig vollständig verflochtenen Bankensystem enorme Risiken sehe, denen im Grunde nur durch ein Trennbankensystem begegnet werden kann.

Gegen Ende ihres Vortrages wies sie auf die Entwicklung bei den Unternehmensanleihen ohne Investment Grade hin. Ein Thema, das von mir bereits vor einigen Wochen hier thematisiert wurde. Lesen sie dazu auch folgenden Beitrag:


Zwar verwendete Frau Prof. Buch nicht die Formulierung Junk Bonds, dennoch vertrat sie bemerkenswerterweise die Auffassung, dass in diesem Marktsegment womöglich die Risiken nicht adäquat eingepreist sein könnten.

Ähnliches, so Frau Buch könne auch für die Aktienmärkte gelten, wo die sehr niedrige Volalität auf eine mögliche Unterpreisung der Risiken seitens des Marktes hinweisen könnte.

Somit bestünden durchaus systemische Risiken fort und die Entwicklung an den Märkten sollte daher weiter genau verfolgt werden.

Seit Ausbruch der Finanzmarktkrise habe sich die Eigenkapitalausstattung der Banken in der Summe in Deutschland verbessert, was diese, so Frau Buch weiter, weniger Krisenanfällig mache.

Eine Übersicht der Präsentation von Frau Professor Buch finden sie unter folgendem Link:



Teil 2 folgt...


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